Die Eindringprüfung ist ein Verfahren der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung, bei dem unter Zuhilfenahme von sogenannten Penetrier- oder Prüfmitteln Oberflächenmaterialfehler zur Anzeige gebracht werden können, die zur Oberfläche hin offen sind. Man unterscheidet zwischen der Farbeindringprüfung (auch Rot-Weiß-Prüfung genannt), bei der mit Hilfe von Tageslicht erkennbaren roten Farbstoffen gearbeitet wird, während die fluoreszierende Eindringprüfung Farbstoffe verwendet, die unter UV-Strahlung erkennbar werden und so Oberflächenfehler zeigt.
Was sind die Vorteile der Eindringprüfung?
Schritt 1: Vorreinigung
Die zu prüfenden Bauteile müssen oberflächlich gereinigt werden, damit das Prüfmittel in die vorhandenen Fehler eindringen kann. Rückstände auf der Materialoberfläche wie Zunder, Schlacke, Rost usw. müssen durch Abbürsten, Schmirgeln, Schleifen und falls nötig durch Strahlen entfernt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Fehler durch die Reinigung nicht verschlossen werden. Die Bauteile müssen rückstandslos an der Oberfläche abtrocknen.
Schritt 2: Eindringvorgang
Das Eindringprüfmittel kann durch Sprühen, Streichen, Spülen oder Tauchen auf die zu prüfenden Teile aufgetragen werden. Es ist unbedingt auf die völlige Benetzung der Oberfläche zu achten. Die Eindringdauer ist stark von der Oberflächen- und Umgebungstemperatur abhängig. Bei niedrigen Temperaturen verlängert sich die Eindringzeit. Die Prüftemperatur kann im Bereich von -20 °C bis 100 °C liegen.
Schritt 3: Zwischenreinigung
Das Prüfmittel wird vollständig durch Abspülen oder Absprühen mit Wasser oder einem lösemittelbasierten Reiniger von der Oberfläche entfernt. Vorsicht vor Überwaschung: Das Prüfmittel darf nicht aus den Fehlern ausgewaschen werden.
Schritt 4: Trocknungsvorgang
Nach Entfernen des Prüfmittels mit Wasser oder einem anderen Reiniger sollte die Oberfläche mit Druckluft, einem nicht fasernden Tuch oder einem geeigneten Trocknungsofen getrocknet werden. Bei Einsatz eines Reinigers, der aufgrund stark flüchtiger Bestandteile durch Verdunstung trocknet, kann der Trocknungsvorgang entfallen.
Schritt 5: Entwicklungsvorgang
Unmittelbar nach der Trocknung wird der Entwickler dünn und gleichmässig aufgetragen. Besonders geeignet sind Aerosolsprühdosen oder Druckluftspritzgeräte. Die Entwicklungsdauer ist von der Prüftemperatur (Bauteiloberfläche) abhängig. Bei niedrigen Temperaturen verlängert sich die Entwicklungsdauer, bei hohen Temperaturen verkürzt sich diese.
Schritt 6: Inspektion
Nach Ablauf der Entwicklungsdauer wird die Prüffläche nach Anzeigen, sogenannten Inhomogenitäten, in der Entwicklerschicht abgesucht. Die Beurteilung kann mit fluoreszierenden Prüfmitteln auch unter UV-Licht erfolgen. Die Anzeigen bilden sich anfangs als rote Linien oder Punkte aus, die sich bei größeren Fehlern während der Entwicklungszeit noch ausbreiten können – Ausbluten genannt.
Aus der Anzeige kann nur bedingt auf die Breite oder den Durchmesser der Fehleröffnung geschlossen werden. Über die Tiefe der Fehleröffnung ist keine Aussage möglich.
Die Liste der deutschen (DIN) und internationalen (ASTM) gibt es hier: Wikipedia